Veranstaltungsbericht | veröffentlicht am 12.04.2021
Auftakt des LabBD: Austauschformat für Schulen und Schulträger
von Anja Reiter
Mit dem LabBD startet das Forum Bildung Digitalisierung einen bundesweiten Dialog- und Experimentierraum für Schulen und Schulträger. Über ein halbes Jahr lang arbeiten Teams aus Schulleitungen und ihren Trägern an der Frage: Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Kommunen gestaltet werden?
Die Schulträgerlandschaft in Deutschland ist genauso so bunt und vielfältig wie die Bildungslandschaft selbst: Insgesamt gibt es hierzulande mehr als 5.500 öffentliche Schulträger, über 70 Prozent davon sind Städte, Gemeinden und Gemeindeverbände. Hinzu kommen unzählige allgemeinbildende Schulen in freier Trägerschaft. Schulträger bloß auf ihre Rolle als Ausstatter zu reduzieren, wird ihren Möglichkeiten nicht gerecht. Vielmehr können sie den digitalen Wandel an Schulen entscheidend mitgestalten.
Lange Zeit fehlten Unterstützungs- und Dialogangebote, die sich speziell an die gemeinsamen Bedürfnisse und Aufgaben von Schulträgern und Schulen richten. Das Forum Bildung Digitalisierung hat ein neues Format entwickelt, mit dessen Hilfe Schulen und ihre Träger in den intensiven Austausch miteinander treten können, um gemeinsam nachhaltige Schulentwicklungskonzepte im Kontext der Digitalisierung zu entwickeln. Insgesamt 18 Teams, bestehend aus Schulleitung, Schulträgern und zuweilen auch Vertreter:innen des jeweiligen Medienbüros, haben sich zu dem Format angemeldet. Am 13. April 2021 findet die digitale Auftaktveranstaltung statt, bis Ende des Jahres werden weitere Termine folgen.
Große Bandbreite: Öffentliche und private Schulträger, Schulen aller Schultypen
„Das Interesse an der Veranstaltungsreihe ist enorm groß“, berichtet Michaela Weiß vom Forum Bildung Digitalisierung, die das Projekt leitet. Große und kleine Schulträger sind dabei, öffentliche und private, Schulen aus ländlichen Regionen und solche aus städtischen Ballungsgebieten. Vor allem aber stammen die teilnehmenden Tandems aus dem gesamten Bundesgebiet. „Unseres Wissens nach ist das LabBD mit dieser Bandbreite damit das bislang größte Austauschformat für Schulen und Schulträger.“
Der Fokus der Veranstaltungsreihe liegt nicht auf dem Teilen von fertig ausgearbeiteten Lösungsansätzen, sondern auf dem Dialog und Austausch. Alle Teilnehmenden sind dazu eingeladen, Erfahrungen aus der vergangenen Zusammenarbeit einzubringen und Best Practices und Schwierigkeiten in der Kooperation zur Diskussion zu stellen. Veronika Schönstein, ehemalige Schulrätin und heute Organisationsberaterin für Bildungsinstitutionen, und Martin Fugmann, Schulleiter am Evangelisch Stiftischen Gymnasium in Gütersloh und Berater für Schulen und Schulträger, werden die Veranstaltung moderieren und als Impulsgeber:innen fungieren.
„Schulen und Schulträger stammen aus zwei verschiedenen Welten, in denen die Uhren anders ticken“, formuliert Veronika Schönstein. Während sich Schulen nach Semestern und Prüfungsterminen richten, orientieren sich Schulträger und Kommunen eher nach Legislaturperioden. Die größte Herausforderung in der Zusammenarbeit bestehe darin, Verständnis für die unterschiedlich laufenden Prozesse, Kommunikationskulturen und Verpflichtungen zu erreichen. „Mit dem LabBD können wir neue Brücken bauen und alte stärken, um mehr Begegnungszonen und Verständnis füreinander zu schaffen.“
„Weißer“ Raum zwischen Schulen und Schulträgern muss ausgestaltet werden
Wenn Veronika Schönstein die beiden Welten von Schulen und Schulträgern begreiflich machen will, greift sie gerne auf das Bild von zwei Hochhäusern zurück: „Stellen Sie sich vor, dass die pädagogische Landschaft in einem Hochhaus untergebracht ist – und die kommunale Trägerseite in einem anderen“, erklärt sie. Jedes Hochhaus habe sein eigenes Rechtsleben, sein eigenes Wirtschaftsleben und sein eigenes Kommunikationsleben, das allen Akteur:innen im jeweiligen Hochhaus bekannt und geläufig ist. Zwischen den Hochhäusern gebe es einen „weißen“ Raum, in dem „Kommunikation auf Augenhöhe“ und „jede Stimme zählt“ als einzige Regeln vorher bestimmt sind. „Der weiße Raum muss als Vereinbarungsraum neu ausgestaltet werden, um der gemeinsamen Verantwortung in der Bildung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden.“
Mit der digitalen Transformation und dem Inkrafttreten des DigitalPakt Schule im Jahr 2019 haben sich die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit zwischen Schule und Schulträger verändert. „Sowohl Schulen als auch Schulträger sind aktuell in einer Suchbewegung“, sagt Martin Fugmann. „Mit dem LabBD wollen wir die teilnehmenden Tandems dabei begleiten, in einen sinnstiftenden Dialog miteinander zu treten.“ Dabei wolle man vor allem auf Wirkungsorientierung setzen und gemeinsame Visionen, Ziele und Lösungsansätze entwickeln: Welche Bedeutung hat Bildung in unserer jeweiligen Bildungsregion oder Kommune? Was wollen wir in fünf Jahren für unsere Kinder und Jugendlichen erreicht haben?
Im Austausch miteinander sei es wichtig, stets die unterschiedlichen Bedürfnisse und Verantwortlichkeiten der beiden Stakeholder im Hinterkopf zu behalten: Während Schulen und Schulleitungen vor allem ihre eigenen digitalen Medienkonzepte im Blick haben und Ausstattungsfragen daher schnellstmöglich geklärt haben wollen, müssen Schulträger und Kommunen in Standards denken: Wie gelingt der Rollout einer digitalen Infrastruktur über alle Schulen in einer Kommune hinweg? Wie erreicht man Bildungsgerechtigkeit in einer Region? Austausch und Transparenz seien wichtige Pfeiler, um ein gemeinsames Verständnis zu erzeugen. „Nur wenn der Ausstattungsweg transparent ist, kann Unzufriedenheit vorgebeugt werden.“
Dialog ermöglichen und Brücken bauen: Von der Vision zum konkreten Lösungsansatz
Das LabBD ist in drei großen Blöcken organisiert, die innerhalb eines halben Jahres terminiert sind: In der Auftaktveranstaltung geht es vor allem um die Visionsbildung, der zweite Block nimmt die Prozesse in den Blick, im dritten Block sollen schließlich konkrete Lösungsansätze und Modelle präsentiert und diskutiert werden. Zwischen den drei Terminen werden sich die Tandems zusätzlich in kleinen Arbeitsgruppen treffen und an spezifischen Fragestellungen arbeiten. „Diese Learning Communities sollen sich wohlwollend, freundschaftlich und kritisch in ihren Prozessen begleiten und unterstützen“, so Schönstein. An drei weiteren Workshop-Halbtagen wollen die beiden Moderator:innen außerdem als Impulsgeber:innen Expertise und Prozesswissen zur Verfügung stellen und Fragen beantworten, die gehäuft auftreten.
„Ich würde mich freuen, wenn die Learning Communities sich auch über die Veranstaltung hinaus vernetzen und unterstützen“, sagt Veronika Schönstein. In Zeiten der Pandemie, die von großer Unsicherheit und Arbeitsbelastung geprägt ist, wäre es aber schon ein kleiner Erfolg, wenn alle Teilnehmenden bis zum letzten Termin am Ball bleiben, ergänzt Martin Fugmann. Grandios wäre es darüber hinaus, wenn die Teilnehmenden nach der Maßnahme ihre Erkenntnisse aktiv in ihre Region einbringen und teilen würden. „Wir wollen gute Ansätze der Kooperation zwischen Schulen und Schulträgern sichtbar machen, damit andere Bildungsregionen davon profitieren und die Ansätze für ihre Bedürfnisse adaptieren können“, fasst Michaela Weiß zusammen. Auf diese Weise könnten von der bundesweiten Experimentierwerkstatt am Ende nicht nur die Teilnehmenden selbst, sondern unzählige weitere Schulen, Schulträger und Bildungsregionen profitieren.