Veranstaltungsbericht | veröffentlicht am 17.12.2024
Mit Haltung zum Erfolg: Fachaustausch zur Schulleitungsqualifizierung BD
von Sofie Czilwik
Das Forum Bildung Digitalisierung hat mit der Schulleitungsqualifizierung BD einen länderübergreifenden Austausch und gemeinsames Lernen angestoßen. Mitte November trafen sich Akteur:innen aus den Landesinstituten, den Kultusbehörden und den Schulen selbst, um eine erste Bilanz der Zusammenarbeit zu ziehen, Erkenntnisse zu Digital Leadership und der Gestaltung schulischer Transformation zu sammeln und Höhepunkte zu feiern.
Am Anfang steht eine große Frage an die vier Diskutant:innen auf dem Panel: Was bedeutet Digital Leadership und Gestaltung schulischer Transformation für sie?
„Empowerment von Schulleitungen”, fasst es Bianca Ely, Leitung des Handlungsfelds „Konzepte und Qualifizierung” beim Forum Bildung Digitalisierung, zusammen. „Lust auf Zukunft“, sagt Ulrike Friese, Oberstufenleiterin an der Deutschen Schule Bilbao. „Rahmenbedingungen zu schaffen, die Zusammenarbeit fördern“, sagt Christiane von Schachtmeyer, Leiterin des Referats Führungskräfte am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg. „Einen Haufen Arbeit“, sagt Torsten Klieme, Staatsrat bei der Senatorin für Kinder und Bildung der Freien Hansestadt Bremen.
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Ein „Haufen Arbeit“ – davon wissen sicherlich alle Teilnehmenden zu berichten, die aus vielen Städten und Regionen nach Berlin ins frizzforum angereist sind. Beim Forum Digital Leadership am 13. und 14. November kommen Schulleitungen, Führungskräftetrainer:innen, Beschäftigte aus den Landesinstituten und Schulaufsichten, aber auch aus den Senatsverwaltungen und Ministerien zusammen. Sie suchen und finden nicht nur Möglichkeiten zur Vernetzung und Reflexion, sondern vor allem auch einen Anlass, nach vier Jahren Schulleitungsqualifizierung BD des Forums gemeinsam Erfolge der Qualifizierungsmaßnahme zu feiern. 2021 startete das Programm in Kooperation mit der Dieter Schwarz Stiftung und der Akademie für Innovative Bildung und Management Heilbronn-Franken gemeinnützige GmbH (aim) sowie der Wübben Stiftung Bildung. Die Bertelsmann Stiftung unterstützt seit diesem Jahr die wissenschaftliche Begleitforschung des Projekts. Diese untersucht zum einen, wie das Qualifizierungskonzept in die Strukturen der Länder transferiert worden ist. Zum anderen gibt sie einen länderübergreifenden Einblick in die Akzeptanz und Resonanz der teilnehmenden Schulleitungen auf die Qualifizierung.
Nach einem erfolgreichen Probelauf an der aim in Heilbronn, entschieden sich die Projektpartner:innen für die Entwicklung einer Train-the-Trainer-Fortbildung, die zur eigenständigen Durchführung der Schulleitungsqualifizierung BD befähigt. Seit 2022 konnten so Führungskräfte in elf Bundesländern auf Basis an Schulleitungsqualifizierungen teilnehmen, die auf dem Konzept des Forums basieren – in Hamburg findet bereits eine zweite Runde statt.
Erfolge der ersten Schulleitungsqualifizierung: Neue Rollen, mehr Demokratie, bessere Strategien
Die Erfolge, die nun in Berlin gefeiert werden, sind je nach Akteur:in, sowie Land unterschiedlich. Ulrike Friese von der Deutschen Schule Bilbao hat persönlich viel von der Qualifizierungsmaßnahme profitiert. Neben ihrer Rolle als Lehrerin und Oberstufenleiterin hat sie eine dritte Rolle übernommen: Sie moderiert zwischen den verschiedenen Lagern an ihrer Schule. Zwischen denen, die die Digitalisierung als Chance begreifen, und denen, die den Veränderungen noch skeptisch gegenüberstehen.
„Die Digitalisierung geht nicht weg“, sagt sie. „Das können wir gut finden. Wir können es schlecht finden. Doch sie bleibt.“ Schulen müssten sich damit auseinandersetzen, auch auf Leitungsebene. Nur so könnten Lehrkräfte ihrem Bildungsauftrag gerecht werden.
Christiane von Schachtmeyer sieht in der zweiten Runde der Schulleitungsqualifizierung in Hamburg bereits deutliche Fortschritte. Ging es in der ersten Gruppe vor allem um Fragen rund um digitale Anwendungen und wie diese am besten im Unterricht eingesetzt werden können, stand in der zweiten Gruppe das Lernen in der Schulgemeinschaft und die Einbindung der Schüler:innen in die digitale Schulentwicklung im Vordergrund. „Mir geht es darum, zu vermitteln: Lasst uns demokratiefähige Kinder erziehen!“ Das war zuletzt auch der Fokus der Qualifizierung in Hamburg.
Für die Bremer ist es eine Errungenschaft, dass die Schulleitungsqualifizierung des Forums Teil der Gesamtstrategie „Gute Bildung“ in der Hansestadt werden soll. Für Staatsrat Torsten Klieme geht es auch darum, Räume für den Austausch zwischen allen an der digitalen Schulentwicklung Beteiligten zu schaffen. Als Teil der Verwaltung stellt er sich die Frage, ob sein Haus als Unterstützungssystem für Schulen wirklich hilft. „Ich würde mir wünschen, dass die Frage, was wirkt, noch mehr in den Vordergrund rückt“, sagt er. Das soll künftig in Bremen geschehen.
Die Akzente, die viele Teilnehmende und Durchführende an der Schulleitungsqualifizierung schätzen, werden auch während der zwei Veranstaltungstage beim Forum Digital Leadership gesetzt: Kooperation statt Top-down-Lösungen. Gerade wegen des fachinternen Austauschs und der Vernetzung sind die Teilnehmenden aus Brandenburg, Bremen, Hamburg, Rheinland-Pfalz oder Sachsen-Anhalt angereist. Doch auch vertiefende Diskussionen, kreative Inputs und Impulse aus der Wissenschaft liefern im weiteren Verlauf gute Gründe.
Der Navigator Bildung Digitalisierung als gemeinsame Sprache
Uta Hauck-Thum, Professorin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, schaltet sich per Videokonferenz aus ihrem Büro zu. Sie ist Mitautorin des Navigator Bildung Digitalisierung (Navigator BD). Er wurde auf Initiative des Forum Bildung Digitalisierung erarbeitet und wird seit der Veröffentlichung im August 2024 von immer mehr Bildungsakteur:innen aufgenommen. Auf 119 Seiten wirft der Navigator BD erstmals einen Gesamtblick auf den Stand der digitalen Transformation im schulischen Bildungsbereich in Deutschland und gibt Denkanstöße zu Rahmenbedingungen für die digitale Schulentwicklung – konkret und doch flexibel, anpassbar an die jeweilige Realität. Und er dient als Standortbestimmung für Schulleitungsteams: Wo stehen sie im Transformationsprozess und wo kann der Navigator BD weiterhelfen?
Ausgangspunkt war, dass es nach all den Bemühungen der letzten 25 Jahre um die Digitalisierung immer noch kein gemeinsames Verständnis von digitaler Transformation gibt. Weder in der Wissenschaft, noch in den Kultusministerien oder in den Schulen selbst. „Das Bildungssystem ist eher reaktiv als proaktiv“, sagt Uta Hauck-Thum. Der Navigator solle als „proaktives“ Werkzeug verstanden werden und nicht als normative Anleitung. Mit ihm haben die Autor:innen eine Basis für weitere Aushandlungsprozesse verfasst.
Der Navigator BD identifiziert 21 relevante Themenfelder. Diese bündelt er in drei Handlungsfeldern: Haltung zur Kultur der Digitalität, Digital-förderliche Rahmenbedingungen und Digital-didaktische Konzepte und Qualifizierung. Uta Hauck-Thum hat zusammen mit Prof. Dr. Birgit Eickelmann (Universität Paderborn) und Prof. Dr. Julia Gerick (Technische Universität Braunschweig) sowie mit Prof. Dr. Kai Maaz (DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) untersucht, inwieweit die verschiedenen Indikatoren in der Wissenschaft bereits berücksichtigt wurden. „Sehr häufig geht es in bisherigen Studien um die Infrastruktur“, so Hauck-Thum. Ergebnisse zu Schulleitungen im Transformationsprozess gebe es dagegen kaum. „Wir haben nicht nur ein Umsetzungsproblem, sondern auch ein Erkenntnisproblem“, sagt Uta Hauck-Thum. Für sie ist diese Lücke allerdings auch eine Chance: Die Akteur:innen hätten so größeren Spielraum, eine gemeinsame Vision ihrer Schule der Zukunft zu entwickeln. Als Wissenschaftlerin arbeitet sie dennoch daran, die Studienlage zur Digitalisierung in Schulen zu verbessern. Eine ihrer Doktorandinnen forscht derzeit zur Kultur des Teilens.
Selbstverortung durch den Navigator
„Diese Gesamtsystematik hat uns bisher gefehlt“, sagt Anika Limburg, Leiterin des Bildungscampus Saarland über den Navigator BD. Für sie formuliert dieser erstmals eine „gemeinsame Sprache“ für die Schule im Wandel – auch in der Zusammenarbeit mit Landesinstituten und Ministerien. Er sei ein guter Überblick, der die Komplexität abbilde. Sie erhoffe sich davon, die Vogelperspektive einnehmen zu können, wenn sie sich im Klein-Klein verliere. Zudem sei der Navigator BD ein Werkzeug, um die eigene Selbstverortung zu professionalisieren. „Wir im Bildungscampus werden ihn nutzen, um zu sehen, wo wir selbst stehen.“
Der „Haufen Arbeit“ – er hat mit dem Navigator BD ein großes Regal bekommen, in dem dieser Haufen nach und nach entwirrt wird, bis er in kleine handhabbare Fächer sortiert wurde. Der Navigator BD ist wie der schwarze Hut des Improvisationstrios um Frédéric Gülbeyaz, das den Teilnehmer:innen vor der Mittagspause einen künstlerischen Zugang zu Digital Leadership und der Gestaltung schulischer Transformation ermöglicht.
Immer wenn die Schauspieler:innen nicht mehr weiter wissen, ziehen sie einen Zettel aus dem Hut. Gemeinsam mit dem Publikum entwerfen sie eine irrwitzige Parodie auf die digitalen Transformationsprozesse an Schulen, die von den Akteur:innen viel Initiative und Engagement verlangt – sowohl auf der Bühne als auch in der Realität. Gleichzeitig gibt es die tröstliche Botschaft: Es geht weiter, die nächste Szene kommt. Der nächste Schultag auch.
Aufmunternde Worte kommen auch von Ulrike Friese von der Deutschen Schule Bilbao. Als auf dem Podium und bei den Teilnehmenden Besorgnis über die Künstliche Intelligenz geäußert wird, weil sie von vielen Akteur:innen im Bildungssystem noch nicht verstanden werde, antwortet sie, dass sie keine Angst habe: „Ich glaube, dass wir durchaus in der Lage sind, auch Grenzen zu setzen. Jeder für sich.“
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Kontakt
Fabio D’Addona (er/ihm)
Handlungsfeld „Konzepte und Qualifizierung“
fabio.daddona@forumbd.de +49 (0) 30 5858466-65
Bianca Ely (sie/ihr)
Leitung Handlungsfeld „Konzepte und Qualifizierung“
bianca.ely@forumbd.de +49 (0) 30 5858466-68