Bei einigen der insgesamt acht Merkmalen war der Transfer verhältnismäßig einfach. So waren sich die Teilnehmenden beim Merkmal der angemessenen Fortbildungsdauer einig, dass das Credo „So lange wie nötig, so kurz wie möglich“ in besonderem Maße für die Qualifizierung von Schulleitungen gelten müsse. Schulleitungen stünden schließlich heute aufgrund neuer Aufgabengebiete und Herausforderungen unter einem immer größeren (Zeit-)Druck. Auch die Wichtigkeit des eigenen Wirksamkeitserlebens sei für Schulleitungen von größter Relevanz. Darüber hinaus wurden zwei Merkmale wirksamer Fortbildungen besonders intensiv diskutiert:
Verknüpfung von Input-, Erprobungs- und Reflexionsphasen: Wie die Forschung zeigt, sind Fortbildungsangebote für Lehrkräfte immer dann besonders wirksam, wenn sie auf eine Verzahnung von Wissenserwerb, Praxiserprobung und Reflexion setzen. So können Lehrpersonen eine neu erlernte Methode, etwa zum Multiplizieren-Lernen, direkt in der nächsten Unterrichtsstunde erproben und anschließend im Rahmen der Weiterbildung reflektieren. Da dieser Anspruch nicht an einem Nachmittag zu realisieren ist, setzt er eine mehrtägige Veranstaltung voraus.
In der Diskussion zeigte sich, dass dieser Ansatz auch für die Qualifizierung von Schulleitungen auf großes Interesse stößt, aber nicht immer so einfach zu realisieren ist. Insbesondere bei der Vor-Qualifizierung von Schulleitungen stehe die Verzahnung vor besonderen Herausforderungen, merkten einige Teilnehmende an: Es sei schwierig, neue Methoden (etwa in der Mitarbeiter:innenführung oder im Projektmanagement) in der Praxis zu erproben, wenn die Schulleitung noch gar nicht im Amt ist. Eine Workshop-Teilnehmerin berichtete von einem Lösungsweg in ihrem eigenen Landesinstitut: Dort werden angehende Schulleiter:innen im Rahmen ihrer Vor-Qualifizierung angehalten, sich bereits vor Amtsantritt kleine oder größere (Schulentwicklungs-)Projekte an ihrer Schule zu suchen, um ihre Fähigkeiten im Projektmanagement und dem Anleiten von Kolleg:innen schon in der Qualifizierungsphase zu erproben, zu schulen und zu reflektieren.
Feedback und Coaching: Aus dem Leitfaden zur Lehrkräftequalifizierung geht darüber hinaus hervor, dass die Inanspruchnahme von kollegialem und/oder professionellem Feedback die Wirksamkeit von Fortbildungen für Lehrkräfte erhöhen kann. Coaches können Lehrpersonen dabei unterstützen, Fortbildungsinhalte in die Praxis zu transferieren; sie hospitieren im Unterricht oder nutzen Videosequenzen aus dem Unterricht als Ausgangspunkt für ein umfassendes Coaching.
In der Diskussion beim Workshop zeigte sich, dass Coaching-Angebote für Schulleitungen in den letzten Jahren vermehrt nachgefragt wurden, etwa in Niedersachsen, Bayern oder im Saarland. „Die Coaching-Werkzeugkiste ist auch für Schulleiter:innen wichtig“, so formulierte es die Diskussionsgruppe, die sich mit diesem Merkmal beschäftigte. So könnten Schulleitungen etwa auf Coaching-Methoden der Gesprächsführung zurückgreifen, um Kolleg:innen zu beraten und zu führen. Schulleitungen seien hier aber gewissermaßen in einer Doppelrolle: Sie können selbst gecoacht werden, sollen zugleich aber auch Kolleg:innen beraten und Feedback geben. Hier sei es wichtig, Rollenkonflikte zu vermeiden.