Pressemitteilung
Digitale Bildung bereichsübergreifend weiterentwickeln
Netzwerk Bildung Digital veröffentlicht Leitlinien zur Weiterentwicklung der digitalen Bildung in Deutschland. Im Austausch mit Expert:innen aus allen Bildungsbereichen wurden fünf konkrete Leitlinien entwickelt, die den bereichsübergreifenden Diskurs anregen sollen und einen ganzheitlichen Blick auf Herausforderungen und Potenziale der digitalen Bildung in Deutschland ermöglichen.
Berlin, 28.06.2022. Seit Juni 2021 organisiert das Netzwerk Bildung Digital den bereichsübergreifenden Austausch rund um die digitale Bildung. In Dialogveranstaltungen tauschen sich regelmäßig zahlreiche Akteure entlang der Bildungskette aus und diskutieren über mögliche Synergien bei der Gestaltung der digitalen Transformation entlang der Bildungskette und der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit. Das Netzwerk Bildung Digital wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Forum Bildung Digitalisierung koordiniert.
Um strukturelle Veränderungen im Feld zu fördern, hat sich das Netzwerk Bildung Digital im zweiten Jahr der BMBF-Förderung zum Ziel gesetzt, Leitlinien zur Weiterentwicklung der digitalen Bildung in Deutschland zu entwickeln. Im Rahmen einer Online-Befragung wurden Herausforderungen und Potenziale bei der Bereitstellung und Umsetzung guter digitaler Bildungsangebote und mögliche Leerstellen gesammelt. Die Kernergebnisse wurden im Anschluss im Rahmen von Workshops mit Expert:innen und Praktiker:innen aus allen Bildungsbereichen sowie Politik und Verwaltung diskutiert.
Fünf konkrete Leitlinien zur Weiterentwicklung der digitalen Bildung in Deutschland
Die fünf entwickelten Leitlinien identifizieren bereichsübergreifende Handlungsfelder, die bei der Gestaltung guter digitaler Bildung in den Blick genommen werden sollten: Zielfindung, Haltung, Technische Ausstattung, Kommunikation und Austausch sowie Fortbildung und Beratung. Hierbei wird deutlich, dass insbesondere die Gestaltung der Übergänge zwischen den Bildungsbereichen stärker fokussiert werden sollte. Dafür notwendig ist ein umfassender, bereichsübergreifender Strategieprozess, der zielgerichtet angelegt sein muss.
Die Leitlinien verstehen sich als Ausgangslage und Gesprächsangebot für die Weiterentwicklung und Umsetzung guter digitaler Bildung in Deutschland.
- Ziele formulieren – als Wegweiser und Verständigungshilfe über die Bildungsbereiche hinweg. Eine Bildungsbereiche übergreifende Definition von guter digitaler Bildung ist aufgrund der verschiedenartigen Anforderungen nicht leicht zu finden. Es braucht einen definitorischen Rahmen, um sich verständigen zu können. Wichtig sind der Fokus auf Bedürfnisse der Lernenden und eine langfristige Unterstützung aller Bildungsinstitutionen.
- Eine offene Haltung braucht die Möglichkeit, sich ausprobieren zu können – in einem geschützten Rahmen und nach eigenem Tempo. Eine persönliche Haltung des pädagogischen Personals, von Führungskräften, Mitarbeitenden in der Verwaltung oder politisch Verantwortlichen, die Mut, Motivation und Agilität ausstrahlt, ist für die Digitalisierung der Bildung zentral.
- Die technische Ausstattung entlang der Bildungsbiografie denken und alle Bildungsbereiche mit entsprechenden Ausstattungsprogrammen versehen. Technische Ausstattung ist eine wichtige Gelingensbedingung und Grundvoraussetzung für die gelingende digitale Transformation, aber nicht gleichzusetzen mit guter digitaler Bildung. Nach erstmaliger technischer Ausstattung ergeben sich zahlreiche weitere Aufgaben wie Anschlussfinanzierung, Qualifizierung des Personals oder die Schaffung von Supportstrukturen.
- Fortbildung und Beratung als kontinuierliche Begleitung betrachten, die kompetenz- und bedarfsorientiert organisiert und umgesetzt wird. Das pädagogische Personal, Führungskräfte und Mitarbeitende in den Verwaltungen aller Bildungsbereiche benötigen individuelle und dauerhafte Unterstützung sowie Begleitung. Dafür erforderlich sind bundesweit vereinheitlichte Kompetenzziele für alle Bildungsbereiche und Qualitätsstandards für Fortbildungsangebote.
- Kommunikation und Austausch als institutionalisierter Normalzustand statt als optionale Zusatzaufgabe – gebündelt und koordiniert durch regionale Knotenpunkte. Aus Sicht der Lernenden kennt die Bildungskette keinen Föderalismus. Daher ist ein ständiger und über alle föderalen Ebenen, Bildungsbereiche, Bildungseinrichtungen und Zielgruppen hinausgehender Austausch unerlässlich. Dabei ist es wichtig, sämtliche Zielgruppen in den Austausch zu bringen, um multiperspektivisch denken und agieren zu können.
„Für eine zukunftsorientierte digitale Bildung in Deutschland müssen wir die Übergänge entlang der Bildungskette in den Blick nehmen“, sagt Dr. Catrin Hannken, Leiterin der Unterabteilung „Berufliche Bildung“ im BMBF, und ergänzt: „Mit der Nationalen Bildungsplattform und dem Digitalpakt 2.0 stehen in den nächsten Jahren große Vorhaben auf der politischen Agenda. Die Leitlinien des Netzwerk Bildung Digital geben uns wichtige Impulse und ich bedanke mich deshalb sehr für das Engagement der vielen Akteure aus allen Bildungsbereichen und freue mich auf den Austausch.“
Jacob Chammon, Vorstand des Forum Bildung Digitalisierung fügt hinzu: „Die Leitlinien zeigen deutlich, dass wir eine Gesamtvision für digitale Bildung in Deutschland brauchen. Ob Haltung, Qualifizierung oder technische Ausstattung – die Herausforderungen in allen Bildungsbereichen sind ähnlich. Die Kultur der Digitalität erfordert von uns, dass wir das Silodenken überwinden und Unterstützungsmaßnahmen auf den Weg bringen, von denen alle Bildungsbereiche profitieren. Nur so können wir gute Übergänge auf dem individuellen Bildungsweg sicherstellen.“
Die Leitlinien stehen auf der Website des Netzwerk Bildung Digital zum Download zur Verfügung: https://www.netzwerk-bildung-digital.de/aktivitaeten-2022/leitlinienprozess/.
Am 28. Juni 2022, 10:30 bis 12:00 Uhr werden die Leitlinien im Rahmen eines digitalen Spotlights öffentlich vorgestellt und mit Dr. Dorit Stenke, Staatssekretärin im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig Holstein, Dr. Catrin Hannken, Leiterin der Unterabteilung „Berufliche Bildung“ im BMBF, Tobias Hasenberg, Koordinator des „Masterplan Digitale Bildung“ der Stadt Dortmund sowie Prof. Dr. Kai Maaz, Geschäftsführender Direktor des Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation | DIPF, diskutiert.
Unter folgendem Link können Sie sich für die Veranstaltung anmelden: https://pretix.eu/netzwerk-bildung-digital/juni-28/.
Hintergrund
Das Netzwerk Bildung Digital unterstützt den Austausch von Akteuren aus allen Bildungsbereichen. Innovative Best Practices, Projekte und Initiativen werden in Dialogveranstaltungen sichtbar gemacht. Gemeinsam werden Synergien entlang der gesamten Bildungskette identifiziert und Lösungsansätze zur Stärkung digitaler Potenziale in der Bildung in Deutschland erarbeitet. Das Netzwerk Bildung Digital wird vom Forum Bildung Digitalisierung koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Weitere Informationen unter: www.netzwerk-bildung-digital.de.
Das Forum Bildung Digitalisierung setzt sich für systemische Veränderungen und eine nachhaltige digitale Transformation im Bildungsbereich ein. Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Potenziale digitaler Medien für die Schul- und Unterrichtsentwicklung. In unseren Projekten, Publikationen und Veranstaltungen und im Dialog mit Bildungspraxis, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft identifizieren wir Gelingensbedingungen für den digitalen Wandel an Schulen, bündeln die Expertise im Feld und navigieren die entscheidenden Akteure durch die notwendigen Veränderungsprozesse.
Weitere Informationen unter: www.forumbd.de.
Kontakt
Philipp Schulz (er/ihm)
Leitung Kommunikation
philipp.schulz@forumbd.de
+49 (0) 30 5858466-62
Anne Woltmann (sie/ihr)
Ko-Leitung Teilprojekt lernen:digital
anne.woltmann@forumbd.de
+49 (0) 30 5858466-75